Das Wehrertüchtigungslager im Wurzacher Schlosspark
Im Frühjahr 1943 wurde im Wurzacher Schlosspark in unmittelbarer Nachbarschaft zum Internierungslager im Schloss ein Wehrertüchtigungslager eingerichtet, in dem Jugendliche ihre erste vormilitärische Ausbildung erhielten. Die Baracken, die für die Wachmannschaften des Kriegsgefangenenlagers Oflag VC errichtet worden waren, standen nach Auflösung des Oflag zum größten Teil leer und schienen für diesen Zweck ideal geeignet zu sein.
Alle drei Wochen kamen Jugendliche aus verschiedenen Regionen Süddeutschlands nach Wurzach, um ideologisch geschult und an Waffen ausgebildet zu werden. Neben dem weniger beliebten Weltanschauungsunterricht oder Exerzieren standen auch Schießen, Skifahren oder sogar Motorradfahren auf dem Programm. Die Schulungen wurden von Wehrmachtsangehörigen durchgeführt, die besonders militärisch-stramm und linientreu auftraten.
Das WE-Lager wurde bald zum Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen verschiedener Behörden. Das württembergische Innenministerium und das Auswärtige Amt versuchten eine Auflösung des WE-Lagers zu erreichen, um den britischen und schweizerischen Forderungen nach mehr Freiraum für die britischen Zivilinternierten nachzukommen, während die Gebietsführung Württemberg der Hitlerjugend dies sehr selbstbewusst verweigerte. Die Auseinandersetzung ging durch verschiedene Ebenen bis zum Befehlshaber des Ersatzheeres, Genealoberst Fromm, der befand, dass das Wurzacher Wehrertüchtigungslager kriegswichtig sei und nicht aufgelöst werden dürfe.
Als die französischen Truppen immer näher rückten, wurden die Teilnehmer des letzten Lehrgangs am 23. April aus dem Wurzacher Lager nach Hause geschickt. In den Tagen nach der Räumung des WE-Lagers dienten die zum großen Teil leer stehenden Baracken als vorübergehende Unterkunft für Wehrmachtseinheiten, die sich Richtung Süd-Osten zurückzogen.
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